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Moór wurde 1863 in Ungarn geboren. Zunächst betätigte er sich als Pianist, dann zog er nach England, heiratete dort und begann zu komponieren. Er war ein außergewöhnlich leidenschaftlicher Mensch, dem es oft nicht gelang, sich zu beherrschen und der wegen seiner rüpelhaften Art wenige Freunde hatte. Auf der anderen Seite besaß er unglaubliche intellektuelle Kräfte. Er war nicht nur Komponist, sondern auch Maler, Gelehrter und Erfinder. Aber fast niemand mochte ihn. Nur Pablo Casals würdigte sein zweifellos vorhandenes großes Talent, darum war Moór ihm treu ergeben. Wie ein Besessener komponierte er Stücke für ihn. Die folgende Episode ist kennzeichnend für seinen schwierigen Charakter:
Moór und Casals besuchten den berühmten englischen Pianisten Leonard Borwick; ersterer hörte zu, wie die beiden eine Beethoven-Sonate probten. Dabei wurde Moór immer erregter. "Wir fingen das nächste Werk an, eine Bach-Sonate, als Moór plötzlich mit langen Schritten zum Flügel ging, Borwick an den Schultern packte, ihn vom Klavierstuhl riss und schrie: »Jetzt werde ich Ihnen zeigen, wie man Bach spielt!« Borwick, englischer Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, blieb ganz ruhig und sagte nur: »Vielen Dank, Sir, aber ich spiele eben, so gut ich kann.«"
Casals förderte Moór, wie und wo er nur konnte. Er überredete viele Musikerfreunde, Stücke von ihm in ihr Programm aufzunehmen und gab Konzerte nur mit Werken seines Freundes. Ohne Casals' massive Unterstützung wäre Moór nie so häufig gespielt worden und hätte deshalb auch weniger komponiert, er hätte sich womöglich verbittert zurückgezogen. So war er, zumindest für eine kurze Zeit (1907-1910), populär in ganz Europa. Doch seine Musik spaltete die Kritiker in zwei Lager. Die einen konnten die Genialität seiner Kompositionen (an)erkennen, die anderen bezeichneten seine Stücke als unfertige Routinemusik - ihm war das recht gleichgültig, da Casals seine Musik (und ihn selbst) besonders mochte. Doch ab 1912 sahen sie sich nur noch selten, der Krieg und anderes drängte zwischen sie. Moór konzentrierte sich nun auf die Malerei und auf seine Erfindung, ein Klavier mit zwei Manualen, das es ermöglichen sollte, schnelle Oktavsequenzen leichter spielen zu können. Er komponierte nicht mehr, dennoch hielt Casals an der Aufführung seiner Stücke fest und versuchte, ihn zum Weiterschreiben zu bewegen - vergebens.
Emanuel Moór starb 1931. Heute ist er fast vergessen.
Beitrage von Dan Moór |